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Golden Eagle Festival 2016 in der Mongolei

Das Adlerjägerfest, bzw Golden Eagle Festival findet jährlich am ersten Oktoberwochenende im Bayan Ölgii Aimag statt.

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Diese Provinz (Aimag) im äussersten Westen der Mongolei wird von der muslimisch geprägten, kasachischen Minderheit des Landes bevölkert.
Seit 1999 wird das von der Berkut Association ausgerichtete Fest nahe der Stadt Ulgii gefeiert. Seit tausenden von Jahren besteht die Tradition der Jagd mit dem Adler, bei der ausschliesslich die bis zu 7kg schweren Weibchen verwendet werden.
Beim Golden Eagle Festival geht es allerdings nicht nur um die Falknerei.
Männer und Frauen messen sich auch in anderen Disziplinen.

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Die Disziplinen

Der Adler landet auf dem Arm

Bei dieser Disziplin, deren Namen scheinbar niemand kennt, geht es darum, den Adler auf dem Lederhandschuh landen zu lassen.
Das klingt zwar einfach, aber es benötigt ein gut trainiertes Team aus Reiter, Pferd und Adler. Das Pferd muss sich, entgegen seinem Fluchtinstinkt, ruhig verhalten, bis der Adler gelandet ist. Bei dieser Disziplin ist Multitasking-Fähigkeit gefordert.

Shyrga Tartu

Bei der Disziplin Shyrga Tartu soll der Steinadler auf einem Beutestück landen, das hinter dem Pferd hergezogen wird. Der Köder besteht meist aus Fuchs- oder Hasenfell.
Die Reiter reiten oft im Kreis, denn sie wollen den Adler im Auge behalten, während sie ihn ständig rufen.

Tiyn Teru

Bei der Disziplin Tiyn Teru müssen in Papier eingewickelte Münzen aufgehoben und in die Luft geworfen werden. So sehen die Schiedsrichter, wie viele Münzen erfolgreich aufgelesen wurden. Es ist also nicht so schwer, denn das Papier hat ja einen Zipfel, der die Höhe der Münze um ein Vielfaches übertrifft.

Kukhbar

Kukhbar bedeutet Streit. Nicht im wörtlichen Sinne, sondern bei der Ausführung. Wer das gefüllte Fell an den vorgegebenen Ort bringt, hat gewonnen. Wir Europäer würden uns sicher nicht um ein schweres Schafsfell streiten. Bei den Deutschen wäre es eine Flasche Bier, bei den Franzosen Wein.

Kyz Khuar

Kyz Khuar, auch Brautreiten genannt, ist ein kasachischer Hochzeitsbrauch bei dem Geduld und »Nehmerqualitäten« des Mannes getestet werden.

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Falls die Braut schnell genug reitet, kann sie den zukünftigen Ehemann noch einmal richtig traktieren. Und das machen sie ausgiebig, mit grosser Freude und schon fast geniesserisch. Und alle sind schnell genug geritten. Die Männer tragen es mit Fassung und lachen mit. Es ist für alle ein riesen Spass, bei dem die Freude auch auf das Publikum überspringt.
Der Brauch wird heutzutage nur noch auf dem Land praktiziert und wird in Ulgii als Gameshow präsentiert. Und Gameshow kann wörtlich verstanden werden.

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Nahaufnahmen

Noch einmal mitten drin im Geschehen.

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Portraits

Die Adlerjäger (Burkitshi) sind Touristen gewöhnt. 2016 sollen mehr als 600 dort gewesen sein. Posieren gehört ebenso zum Turnier, wie die Trachten.
Und wie bei jedem Wettbewerb auf dieser Welt gibt es auch hier die Momente der Besinnung.

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Hinter der Kamera

Fotografen leben davon, dass es vor der Kamera gut aussieht.
Was hinter der Kamera passiert, bleibt oft im Verborgenen.
Menschentrauben, drängelnde Kollegen und Kolleginnen, Gerangel um den besten Platz. Bei dem Gedränge haben Pferde weniger Geduld als Menschen.

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Zu Besuch bei Elk und seiner Familie

Wir besuchten für zwei Tage den Berkutschi (Adlerjäger) Elk und seine Familie im Winterlager. Auch sie sind, wie fast alle Kasachen, sunnitische Moslems. Bisher waren stolze Reiter und Adlerjäger zu sehen, doch wie ist das Familienleben? Was stellen wir uns dabei vor? Wie gehen sie miteinander um?
Es ist, auf den ersten Blick, ganz einfach.
Ein einziges Foto genügt.

Solche Fotos entstehen nicht von selbst, sondern durch Teamarbeit.
In diesem Fall bestand die Teamarbeit wahrscheinlich daraus, dass mich Kitirima, unser Fahrer, die ganze auf den Arm genommen hat. Und das ist gut so.

Das mongolisch-kasachische Team

Oogii
Dolmetscher, hat in der DDR studiert, den Mauerfall miterlebt und ist ein echter Kenner der deutschen Geschichte mit einer starken philosophischen Haltung.
Es war nicht leicht für Oogii, denn die Sprachbarriere ist grösser als man denkt. Es ist alles andere als selbstverständlich, dass die Kasachen mongolisch sprechen. Meisst gehen die Kasachen zum Militär, damit sie die Sprache lernen. In der Schule wird mongolisch eher rudimentär gelehrt und anschliessend kaum gesprochen. Deshalb wird die Sprache im kasachischen Teil der Mongolei meisst nur gebrochen gesprochen, was eine richtige Kommunikation erheblich erschwert.
Als philosophischer Mensch, der noch dazu in Ulaabaatar lebt, hat man es nicht leicht. Die Nomaden kosten diese Kombination natürlich aus. Und schon ist man der "Ulaanbaatar-Boy". Ohne lästern geht es auch im Altai nicht.
Kitirima
Der Mann, der nicht nur ausgezeichnet fährt, sondern auch immer die Moral des Teams aufrecht erhalten hat.
Ein guter Schachspieler mit bewegter Vergangenheit.
Hat seinen langjährigen Verwaltungsjob geschmissen, jagte auch schon mit Adlern und fing an zu fahren. Kitirima ist ein durchweg positiver Mensch und hervorragender Kommunikator. Und das verfehlt seine Wirkung nicht.
Vielleicht wartet die nächste berufliche Herausforderung auf ihn.
Und hier sitzt er, gekleidet im traditionellen Deel.
Der Bürgermeisterkandidat einer kleinen Gemeinde im äussersten Westen der Mongolei.