A mix between dokumentation and art

Fürenwand

Begehung: 20.06.2008
Gebiet: Schweiz/Obwalden/Vierwaldstätter Alpen
Anfahrt: SBB bis Engelberg, 
Taxi bis 200m vor den Einstieg für 30,-SFr.
Buslinie bis Herrenrüti fährt erst ab Ende Juni.
Per PKW bis Parkplatz Herrenrütiboden an der Gondelbahn
Ausgangspunkt: Gumen
Gehzeiten: Engelberg bis Herrenrütiboden (Gondelbahnstation) 1:15 h
von dort zum Einstieg 20 Min.
Klettersteig: 2,5 h
Abstieg per Gondelbahn
Anforderungen: KS4-0 (schwieriges Klettern, nix alpines)
Höhen: Gondelbahnstation Herrenrütiboden: 1080m
Fürenalp: 1850 m
Klettersteig: 550 m
Verhältnisse: Die 19 m lange und ausgesetzte Leiter am Ende gibt der Kraftkondition den Rest.
Der Steig hat nen hohen “Thrillfactor”
Kindgerecht? nein
Unterkunft: Restaurant Fürenalp 041/637 39 49
Die waren sehr, sehr nett zu mir :-)

Anreise und Einstieg

Am 20.06.2008 war es endlich wieder soweit.
Ich bekam überraschend einen freien Tag und rief spontan im Restaurant Fürenalp an, um zu sehen, ob dort noch Platz ist. Es war nicht nur Platz, sondern es war "alle Plätze", denn niemand war zum Übernachten angemeldet. Die Klettersteigsaison konnte also eröffnet werden, der Klettersteig Fürenwand wartete auf mich.
Da stellt sich doch die Frage, warum der Mann allein auf Klettersteige geht.
Einfache Antwort:
Weil der Mann nur kurzfristig frei hat und deshalb eben allein ist. Ich habe also keine Person, die mich beim Klettern sichert, und muss deshalb Solos machen. Das kostet Überwindung, macht aber auch viel Spass.

Mehr…

Zur Anreise per Zug:
Voll der Scheiss kann ich nur sagen!
Basel- Luzern 1:15, dann 50min Aufenthalt, dann 1:15 nach Engelberg. In Engelberg fährt ein Bus zur Herrenrütli erst ab Ende Juni, was weitere 1:15 strammen Marsch bis zum Einstieg erfordert.
Da ich wirklich spät dran war und die Restaurantwirtin zeitlich gesehen wirklich grosszügig zu mir war, sparte ich die Zeit für den Fussmarsch ein und nahm für 30,-SFr ein Taxi zum Einstieg. Da stand ich nun und hatte wieder diesen komischen „Solodruck“ im Magen. Die Wand, die ich diesmal aufstieg, sollte mit 2:20h mehr als dreimal so lange dauern wie der San Salvatore. Ausserdem ist sie mit ungefähr 600m Höhe fast dreimal so hoch.
Als ich vor der Wand stand, dachte ich, dass der Keks in einer Stunde gegessen ist.

Weniger…

Nachdem ich in die Wand eingestiegen war, sah ich "Besuch kommen". Eine Gruppe von drei Personen stieg mir nach. Das hat den grossen Nachteil, dass ich aufpassen muss, wohin ich trete, damit ich keine Steine löse. Die drei trugen zwar kluger weise Helme, aber das nützt der Schulter bei Steinschlag wenig. Somit musste ich viel mehr das Eisen für die Füsse benutzen und konnte weniger "richtig klettern".

Ich wundere mich immer wieder, dass Berge überhaupt stehen, wenn ich fühle wie sie "unter mir wegbröseln". Es war sehr schade, dass ich nicht richtig klettern konnte. Ich langweilte mich ein wenig. Die Tiefblicke bin ich inzwischen gewohnt und das reine Benutzen der Eisen war mir zu einfach. Also benutzte ich oft die nackte Wand auf wirklich kleinen Tritten, weil sich dort keine Steine lösen.

So konnte ich testen, wie meine neuen, bedingt steigeisenfesten Schuhe auf kleinen Leisten stehen. Natürlich holte die kleine Gruppe dabei immer wieder auf, woraufhin ich wieder Höhe gewinnen musste. Schon, um die drei fotografieren zu können. Ich finde Fotos mit „kleinen bunten Menschlein“ viel spannender, und sie finden es vielleicht auch nett, dachte ich mir. So war es auch, ich habe die Fotos nicht, ohne zu fragen, in den Blog gestellt. Merci vielmal.



Kurz vor dem Ausstieg zum sogenannten Jägerband, wo man fein pausieren kann, grinst mich der Schädel an. Lustige Sache, mir gefällt diese Art Humor. Auf dem Jägerband traf ich dann mit den dreien zusammen und wir plauderten ein wenig. Dabei einigten wir uns darauf, dass sie im zweiten Wandteil vorausgehen. Ich machte noch etwas Pause und genoss den Ausblick.

 

Der Anfang der zweiten Wand sieht beeindruckend aus, das muss ich zugeben. Teilweise echtes "Eiger- Flair". Zur Erinnerung. Dies ist die zweite Hälfte. An vielen Orten wäre nur diese Wand ein Klettersteig für sich.

Was für eine fette, kahle Wand. Wunderbar. Da fallen auch keine Steine mehr.

Und das ist erst der Anfang der zweiten Wand, es muss noch einiges gestiegen werden. Genau das hatte ich völlig unterschätzt.

Ich war abgearbeitet, denn dies war die erste Wand der Saison für mich. Die Spielerei im unteren Teil rächte sich, die Kräfte liessen nach.

Da kam es schon mal vor, dass ich den Karabiner neben dem Seil einklicken wollte. Da wurde mir klar, wie es zu den nicht wirklich seltenen Unfällen auf Klettersteigen kommen kann. Wenn aus zeitlichen Gründen immer nur mit einem Karabiner gesichert wird, hängt man in dieser Situation plötzlich ungesichert in der Wand. Wenn dann die Nerven durchgehen, weil Kraft und Kondition langsam nachlassen wird es wirklich eng, besonders, wenn der Blick nach unten so aussieht.



Eigentlich war ich langsam satt, aber es ist ja schlecht möglich. mitten in der Wand mit dem Steigen aufzuhören. Also ging es weiter und wenn da oben noch ne fiese Schlüsselstelle gewesen wäre, hätte ich den Anflug einer Krise bekommen. Der Spass wurde langsam zur Pflicht und ich wollte die Wirtin oben nicht so lange warten lassen. Leider liess sich das nicht in die Praxis umsetzen, denn mit "mal eben hochhuschen" war nix mehr. Die Kondition liess nach und ich musste mich zur Ruhe zwingen.

Fast oben angekommen, gibt es leider noch ein Hindernis zu überbrücken. Eine 19m lange Metallleiter, die wie eine Strickleiter aufgehängt und somit wackelig und kräftezehrend ist. Das liest sich im Führer ganz locker, aber das Ding nervte mich wirklich. Es nahm einfach kein Ende. 19m, das ist ungefähr die Höhe einer Kletterhalle. Immer wenn ich nach unten sah, kam es mir vor, als wäre ich erst 10 Stufen gelaufen. Ich war aber der „gefühlten Meinung“ die Wand schon bestiegen zu haben und wollte endlich mein Bier und nicht so eine demoralisierende „Strickleiter“. Aber was soll`s. Ich nahm mir Zeit, genoss den Ausblick und kämpfte mich hoch.
Mit zwei verschieden langen Bandschlingen am Gurt, ist es jederzeit möglich, sich stramm zu sichern und auszuruhen. Und, wenn es fürchterlich schwierig werden sollte, kann man damit technisch klettern. Natürlich nur zusätzlich zur Sicherung mit dem Klettersteigset.



Oben angekommen muss allerdings noch ein wenig gestiegen und gelaufen werden, bis man zum Restaurant gelangt, wo ich nach 2 Stunden und 20min die Drei anderen Ferraristi wieder traf und wir noch etwas tranken. Peter, Paul und Coni. Was soll ich sagen, für Coni war das die erste Begehung eines Klettersteigs. Ich war froh, nicht in ihrer Haut gesteckt zu haben, denn das war sicher ein echter „Psychokiller“.
Trotzdem: Die Wand ist hurecool“.
Die Fürenwand ist bis heute, eine der besten Wände überhaupt.
Nur die Anfahrt finde ich abschreckend.