A mix between dokumentation and art

Isländische Küche

Kennt ihr Hakarl?
Nicht?
Wenn er vor euch steht, werdet ihr ihn am Geruch erkennen, so viel ist klar.
Nein, es ist kein Kumpel von mir, es ist eine isländische Speise. Nicht nur eine Speise, sondern auch eine echte Mutprobe. Aber die Speise scheint zu wirken, denn es fühlt sich an, als würde das Blut warm durch die Adern fliessen, was der Grund dafür sein soll, dass diese Speise einen so hohen Beliebtheitsgrad in Island hat. Es handelt sich dabei um fermentierten Grönlandhai.
Kleiner Auszug aus Wikipedia gefällig?
«Geruch und Geschmack des Gerichts sind sehr intensiv und können bei Kulturfremden Ekel auslösen, mitunter auch bei Isländern selbst.»
Ich hatte das Vergnügen, die Speise kennenzulernen. Zusammen mit einem Amerikaner, der niemanden zum Mitessen fand. Hákarl, ohne den typischen Lakritzlikör zu essen, wäre natürlich stillos gewesen. Wo bleibt denn sonst der Spass. Wirklich lustig, waren unsere Kindheitserinnerungen beim Verzehr dieser Speise.
Der Grönlandhai kann nicht pinkeln, sein Urin lagert sich im Köper ab. Deshalb wird er fermentiert. Früher wurde er dafür eingegraben, heute geht es künstlich schneller. Mit dem Fermentierungsprozess wird der Urin dem Körper entzogen. Theoretisch! Praktisch funktioniert das nicht vollumfänglich. Womit wir wieder bei den Kindheitserinnerungen sind. Der Geschmack nach Salmiak ist präsent, besonders, wenn länger gekaut wird. Mein Kommentar war: „Meine Mutter hat damit die Fenster geputzt.“ Bred’s Kommentar war: „Meine den Fussboden.“ Lakritzlikör hilft. Wir waren uns einig, dass Hákarl eine geschmackliche Mischung zwischen strengem Käse und dem früher beliebten Putzmittel Salmiak ist. Lakritzlikör hilft. Das ober erwähnte „warme Blut“, liegt tatsächlich am Hákarl, nicht am Lakritzlikör. Ich kam mir vor, wie der Terminator. Meine Sehnen fühlten sich wie warme Bowdenzüge an. Bred und ich lernten in unsere Kindheit auch, dass kein Essen weggeworfen werden soll. Wir dehnten das Gelernte aus und übertrugen es auch auf die Getränke. Lakritzlikör hilft. Unsere Eltern erwähnten nicht, dass es schlimm sei, sturzbetrunken zu sein.
Prost.
Die isländische Küche hat aber noch mehr Überraschungen:
- längs durchtrennte Schafsköpfe,
- Bullenhoden,
- kleine niedliche Papageientaucher, die sehr lecker schmecken sollen.
Der Nahrungsmittelbeschaffung sind in Island kaum Grenzen gesetzt.
So what, bei uns gibt es Küken-Ragout, wir sind also nicht viel besser.